Fußball-Krieg?

Polemik 14: Fußball, Ultras, Fans, DFB, Strafen
Was ist der Anlass zu diesem Polemik-Beitrag:
Der Marsch der Dynamo Dresden-Ultras durch die Straßen von Karlsruhe zum Stadion, anlässlich des Auswärtsspiels gegen den Karlsruher SC am 14. Mai 2017. Im einheitlichen Camouflage-Look marschierte die „Dynamo Dresden - Football-Army“ als Kriegserklärung an den Deutschen Fußballverband (DFB).

Sicher ist mir die Verwendung des Begriffs „Krieg“ in diesem Zusammenhang nicht akzeptabel. Gesellschaftlich wird aber der Begriff „Krieg“ doch schon inflationär in den Medien benutzt und es wird so von seiner Ursächlichkeit immer mehr abgelenkt. Erinnern wir uns an solche Begrifflichkeiten wie „Krieg der Systeme, Drogenkrieg, Krieg der Discounter, Theaterkrieg, Zickenkrieg, Preiskrieg, Krieg der Sterne, Kriegseinsatz, Kriegsspiel usw.“.
Und hätten die Ultras ihre Aktion als "Straßen-Satire" beantragt, hätte alles toleriert werden müssen oder?
Als Satiriker kann man doch sogar im öffentlich-rechtlichen Fernsehen unliebsame Politiker und Mitbürger straffrei auf das Übelste beleidigen. Und wenn beim Juso-Vorstand der Begriff "Scheiß-Deutschland" zum Vokabular gehört, sind doch Barrieren schon eingerissen und der "Kriegsmarschweg" schon freigeräumt.

Hinterfragen wir doch, warum junge Menschen solch radikale Meinungen gegenüber dem DFB vertreten. Deshalb muss man diese Aktion ja nicht gleich gutheißen.
Klargestellt sein muss, für die Sicherheit im öffentlichen Raum ist die Polizei zuständig und kein Club. Wenn ich bedenke, was bei normalen Demos (siehe auch vor kurzem am 1. Mai…) in Deutschland abgeht, war der Anmarsch im Rahmen des tolerierbaren!
Aber nein, ein Trabant mit einem offiziellen Nummernschild, das eine 88 enthielt, führte den Marsch an. Die Presse hat natürlich sofort unterstellt, dass es der Neunazi-Code für „Heil Hitler“ (Buchstabe 8 im ABC = H) ist. Die Marschierenden kamen ja aus „Dunkeldeutschland“. Also liebe 88 jährigen Mitbürger feiert ja nicht euren Geburtstag und liebe Hamburger, was steht denn auf eurem Autokennzeichen und liebe anderen Bürger, wohnt ja nicht in einem Haus mit der Hausnummer 88.

Sturm auf das Einlasstor, ungezügelte Pyrotechnik, Demolierung eines Imbisstandes, Verletzung von Personen sind strafwürdig. Das Vermummungsverbot ist überall durchsetzen und das in Gänze. Doch wer sollte in der Demokratie bestraft werden, die Täter. Der Staat wird der Täter nicht habhaft, aber ein Fußballclub, ohne entsprechende Rechte, erst recht bei Auswärtsspielen, soll das leisten? Diese ähnlichen Dinge sind leider ja nun keine Seltenheit, in vielen Stadien.
Der DFB straft die Clubs (Geldstrafen, Punktabzug, Geisterspiele…) ab und es wird nicht besser, denn es ist ja schon oft geschehen ohne bleibende Wirkung. Hat es geholfen? Vielleicht sollte man es mal wieder mit einem Dialog auf Augenhöhe versuchen und über einheitliche Sicherheitsstandards z.B. sprechen.
Der DFB ist weit weg von den Fans und mehr mit sich selbst beschäftigt. Was ist denn nun mit den 6 Millionen in Vorbereitung des „Sommermärchens“? Wer hat die Spieltage in die Länge gezogen für den Kommerz? Wer hat die Identifikation mit der Nationalmannschaft (ach nein, es heißt ja nur noch „Die Mannschaft“) heruntergezogen, dass die Spiele eben nicht mehr ausverkauft sind usw. Was ist vom „Dialog mit den Fans“ geblieben. Fußball-Fans anderer Vereine solidarisieren sich mit den Dresdnern, warum lieber DFB?
(Dynamo-Bashing ist in, denn wo bleiben z.B. die Berichte in den überregionalen Zeitungen zu den Ausschreitungen der Hannover 96 Fans in Sandhausen am letzten Sonntag mit Personenverletzungen und ca. 300.00 € Schaden). Man hat ja Dresden und Dynamo als Buhmann, wobei und das ist auch festzustellen Dresden und Dynamo nicht ganz unschuldig dafür sind.
Alle Fußball-Fans sollten, gerade auch durch diesen Anlass, weiter nachdenken und mitdenken und der DFB sollte umdenken!