So vermessen bin ich dann doch nicht, die Geschichte Dresdens aufzubereiten. Deshalb nur ein kleiner persönlicher Aspekt des Wiederbeginns von Dresden nach dem großen Krieg. Dies um zu zeigen, wie tief die Verbindung zu Dresden ist, im Guten, wie im weniger Guten.
Was heute ist, kann ja jeder selbst erleben und was morgen sein kann für sich selbst extrapolieren.
Aber Vergangenheit hat man erlebt!
Wenn ich erzähle, dass die Ruinen von Dresden der beste, unwiederholbare Abenteuerspielplatz meiner Kindheit war, dann werden viele nur darüber den Kopf schütteln. Als wir durch die Ruinen stöberten, dann dachten wir nicht an das Leid der Menschen, die einstmals darin wohnten, daran dachten wir nur in der Schule, wenn der II. Weltkrieg das Thema war oder es war der 13. Februar, der Jahrestag des Bombenangriffs auf diese Stadt.
So subjektiv wird Leid und Not empfunden oder ausgeblendet.
Brennnesseln, Goldrute und Holunderbüsche wuchsen auf den Ruinenziegelbergen.
Wir suchten in den ausgebrannten Häusern und den Kellern, die oft von Ziegelbergen bedeckt waren, nach Unbekanntem. Die Ausbeute waren Luftschutzhelme, Metallschrott aller Art und auch einmal eine angerostete, aber funktionsfähige Pistole. Als wir am Reinigen der Pistole waren, wie dumm auf einer Bank der Grünanlagen des Hepkeplatzes, bemerkte uns der ABV (Abschnittsbevollmächtigte der Deutschen Volkspolizei ) und wir hatten dann mal eine Pistole gehabt.
Ruine Frauenkirche 1965 (Foto GB)
Als wir als Achtjährige, mein Freund Stephan K. und ich, den Ruinenberg der Frauenkirche hochkletterten, uns der Volkspolizist herunterrief, unsere Namen und Anschrift registrierte und uns mit der Mitteilung an die Eltern ängstigte, machte der Rückweg nach Dresden-Gruna wirklich keinen Spaß. Ja wir waren nicht so clever damals, einfach einen ausgedachten Namen anzugeben. Zum Glück kam bei unseren Eltern keine Mitteilung an, vielen Dank Volkspolizist. Wir hatten den Stubenarrest schon fest eingeplant, schon dafür, dass wir aus dem Stadtteil Gruna uns bis ins Stadtzentrum fortbewegten. Wir Kinder und dass sollen diese zwei Geschichtchen zeigen, hatten wirklich noch Respekt bis Angst vor der Polizei, dem Hausmeister der Häuser des Hofes und natürlich Eltern und Lehrern.
War das so sehr schlecht?
Ja, so werden eben Ruinen subjektiv, wird Leid und Not empfunden oder ausgeblendet.
Unsere Eltern wollten mehr in den 50er Jahren dahin „wo gebaut wird“ und wir eben dorthin, wo Ruinen und Abenteuer waren…
Plakette 750 Jahre Dresden 1956 (Foto GB)
Die Jahre sind ins Land gegangen, Dresden wurde 2006 800 Jahre alt.
Die anstehende 800-Jahrfeier war der Anlass, in der eigenen Geschichte zu kramen.
Im Sommer 1956, mit 9 Jahren, war ich mit meinen Eltern zum Stadt -Jubiläums-Fest,
auch zum Festumzug. Das Abzeichen des 750-Jubiläums aus „Schaumgold“ stolz an der Jacke.
Und einige der 1956-Bilder, die mein Vater mit einer Spiegelreflexkamera „Praktica FX 2“ vom VEB Zeiss Ikon, Dresden fotografierte, sollen einen Eindruck geben.
Kundgebung auf dem Altmarkt (Redner Ministerpräsident der DDR Otto Grotewohl)
Programm des Festumzugs 1956
Stadtwappen
Vom Königreich zur Republik
Symbol für Zerstörung, die „Frauenkirche“
Feuerwehrgeschichte
Bildung (Technische Hochschule Dresden)
Sicher lässt die Bildqualität nach über 50 Jahren zu wünschen übrig, aber auch das ist Geschichte, wie auch die Gestaltung der Festwagenthemen. So waren es eben - wahre Geschichte, ohne Interpretation.
Und wie wird man 2056 über den Festumzug 2006 sprechen, der von 1956 wird sicher keine Rolle mehr spielen.