Polemik 2018-9: Dresden, Promenadenring, Wiederaufbau
Ich finde es gut, dass über den Weiter-Aufbau von Dresden kontrovers diskutiert, gestritten, aber dann auch entschieden wird. Zurzeit ist der Wiederaufbau des Neumarkt-Areals um die Frauenkirche in der Endphase und somit sind auch die Diskussionen darum abgeebbt. Also ist die Zeit angebrochen, um sich neuen Baufeldern zu widmen. Zum Beispiel der Bebauung des Königsufers, der Lingnerstadt, der Hafencity und angrenzender Gebiete, der möglichen Wiedereröffnung des Fernsehturms und vielleicht die Gestaltung des Areals um den Pirnaischen Platz könnte nun vermehrte Diskussionsaufmerksamkeit zukommen.
Und in der Zwischenzeit ist meiner Meinung nach die Bebauung des Postplatzes als Gesamtsystems völlig außer Acht gelassen worden. Still und heimlich sind, beginnend mit der monströsen Haltestellenkonstruktion, nur bauliche gesichtslose Einzelquartiere entstanden. Der Postplatz ein Platz ohne Gesicht und Leben, eine Zentralhaltestelle der Verkehrsbetriebe. Motto, nur schnell wegkommen von dem Platz. Wer zum Zwinger oder zum Schauspielhaus will, muss gezwungenermaßen über das Schienen-Pflastersteingeflecht.
Wo sind hier die historischen Leitbauten geblieben (Nur ein Stück Fassade des alten Fernmeldeamtes ist zu sehen.), die einer Stadt Geschichte geben.
Und nun ist man an die Umsetzung des Promenadenrings gegangen. Ein Stück angedachter Promenadenring war schon zu DDR-Zeiten ungewollt entstanden. Das monströse Straßenprojekt „Bau einer Hochstraße von Budapester Straße bis Carola-Brücke (Dr. Rudolf- Friedrich-Brücke)“ konnte aus Geldmangel nicht umgesetzt werden. Deshalb entstand ein breiter Grünstreifen vom Rathaus beginnend bis zur Brücke.
Der neue Promenadenring soll ein Grünstreifen, eine Flaniermeile, für Verweiler und Spaziergänger werden, der die Festungsmauern um das alte Dresden nachbildet (siehe Bild aus SZ, DD, 03.2018). Gut so!
In der Zeit der sozialen Gegensätze kann die Flaniermeile aber auch zum Obdachlosen-Bettler-Ring mutieren. Mal sehen??
Es gab im alten Dresden den sogenannten 26er Ring. Der 26er Ring, Namensgeber war die Straßenbahnlinie 26, die die Strecke Hauptbahnhof über Albertbrücke zum Albertplatz, über den Neustädter Bahnhof, die Marienbrücke zurück zum Hauptbahnhof im Ring befuhr. Im 26er Ring befand sich auch das historische alte Dresden.
Ja, als Schüler der 11. Klasse hatte ich 1964 in meiner Halbjahresarbeit „Der Wiederaufbau der Stadt Dresden“ (siehe Titelblatt) u.a. den Vorschlag, in völliger Verklärung der Realität, gemacht, um das historische Dresden (verkleinerter 26er Ring) einen Parkstreifen anzulegen.
Im Inneren dieses Areals sollte das historische Dresdens „original“ wiedererstehen. Natürlich in Abhängigkeit von den finanziellen Möglichkeiten in den jeweiligen 5 Jahresplänen. Völlig neue Gebäude/Architektur sollten außerhalb des Ringes entstehen. Mein formuliertes Areal lag nur in der Altstadt im Rechteck mit den Eckpunkten - Altstädter Brückenköpfe der Carola- und Marienbrücke, Kreuzung Schweriner/Ammonstraße und Pirnaischer Platz -.
Fazit: Nichts ist völlig neu, aber immer anders!