Polemik 29: Reformation, Thesen, Gebote, Luther
Heute jährt sich der Tag, an dem vor 500 Jahren Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg nagelte. Luther und seine Mitstreiter haben eine neue Sicht auf die gesellschaftliche Welt eingeläutet. Die Machtgelüste des katholischen Klerus wurden in Europa zurückgedrängt. Doch die Profiteure waren neben dem einfachen Volk auch und besonders die weltlichen Könige und Fürsten. Deren Macht wurde entscheidend gestärkt. Ein sächsischer Kurfürst war es, der seine schützende Hand in dieser Zeit über Luther legte.
Für mich faszinierend ist, dass Martin Luther ein überzeugter Christ war und blieb. Er nahm die Schreie nach Veränderung in sich auf, reagierte und kämpfte aber nicht gegen, sondern für das Christentum. Ein geschichtliches Beispiel dafür, dass sich Fortschritt gegen ein “Weiter so” durchsetzen konnte. Das Subjekt Martin Luther schrieb Weltgeschichte. Die Arroganz der klerikalen Macht zeigte sich überdeutlich in der Tatsache, dass die Gottesdienste in der dem Volk unverständlichen lateinischen Sprache abgehalten wurden. Sprechen nicht auch heute politische Eliten lieber über das Volk, als mit dem Volk und zeigen ein (zu) hohes Beharrungsvermögen an den Schalthebeln der Macht.
Welche Thesen sollten wir heute an die Kirchen, Rathäuser und Parlamente nageln? Ein Jeder sollte sich dieser Aufgabe stellen. Es müssen nicht 95 Thesen sein und auch nicht die christlichen Zehn Gebote, die hier zur Erinnerung dargestellt sind:
Als eine Anregung für alle habe ich Gebote und Thesen subjektiv umgestaltet.
21 Thesen-Gebote
Der Mensch ist der Gott der Erde.
Das Leben ist heilig, unantastbar und frei.
Friede steht über Krieg.
Arbeit nach Fähigkeit und Leistung für alle.
Teile Reichtum, damit sich Armut verringert.
Strebe nach Bildung und neuem Wissen.
Du kannst an weitere Götter glauben.
Gönne den Anderen das, was du hast und was du nicht hast.
Habe Respekt vor dem Alter und den Leistungen anderer.
Achte die Gleichberechtigung der Geschlechter und fördere die Kinder.
Sei vorurteilsfrei, gerecht und tolerant.
Hilf ohne Vorbedingung, missbrauche nie deine Macht.
Achte die Wahrheit, intrigiere nicht.
Gehe wählen und zahle deine Steuern im Heimatland.
Respektiere politische Mehrheiten.
Kämpfe friedlich für deine gesellschaftlichen Ziele.
Halte deine Versprechen und achte das Recht und die Gesetze.
Stehle nicht materielles oder geistiges Eigentum.
Verbessere die Umwelt und schütze die Natur.
Verteidige deine und deines Landes Ehre und Freiheit.
Hast du gemordet, sei dein Leben verwirkt.
Und jetzt seid ihr an der Reihe…