Verschiebung

Polemik 2020-10: Corona, Politik, Verdrängung
Die Bevölkerung will trotz Corona schnell in das vorher gewohnte Alltagsleben zurück und die Politik muss das liefern. Alle vorherigen politischen, aber auch die Umwelt- und Flüchtlingsthemen werden marginal diskutiert. So können viele im Stillen ihre Strategie ausdehnen, denn die Medien überwachen das nicht mehr. Spannend ist es, wenn Linke ein ZDF-Team angreifen. Waren denn das sonst immer nicht nur Rechte. Auch die Baustellenbrände in Leipzig-Connewitz und die ungenehmigten (in der Größe und der Zeit) 1. Mai-Demos in den Berliner Kampfstadtteilen, wieder links.
Der rechten Seite scheint ein schlagkräftiges Kampfthema ausgegangen zu sein, gut so. Und auch die Grünen haben, fast presseunbemerkt, im Internet ihren Parteitag zelebriert. Da sorgten die markigen Sprüche eines Boris Palmers, Grünenoberbürgermeister von Tübingen zu den Alters-Corona-Toten doch wenigstens für Schlagzeilen. Die Grünen wollen ihn nun abservieren. Die Partei „Die Linke“ ist thematisch total abgetaucht, FDP-Lindner kann und weiß alles, egal zu welchem Thema und in welcher Talkshow.
Die CDU/CSU-SPD-Bundesregierung, einschließlich der Ministerpräsidenten, machten bisher einen gar nicht so schlechten Krisenjob. Doch jetzt in Zeiten der Maßnahmen-Lockerung führen sie uns den föderalen Staat vor Augen. Jedes Land macht seins und die Bundesregierung kann sie nicht davon abhalten. Wenn es, was ich nicht hoffe, zu einer zweiten Corona-Welle kommen sollte, mal sehen, wer dann Schuld hat?

Nach der „Neuen Züricher Zeitung“ (Stand 13.05.2020) ist die Zahl der Corona-Toten pro 100.00 Einwohner mit 77 in Belgien am höchsten. Schweden liegt mit 33 an 6. Stelle und Deutschland mit 9 an 14. Stelle.
Zur Erinnerung, Schweden hat kaum Einschränkungen verhängt und wird eine zweite Corona-Welle besser überstehen, da mehr Bewohner indirekt immunisiert wurden. Deutschland lockert die Einschränkungen nun. Und wir haben die ersten unsinnigen Demonstrationen gegen irgendwelche Einschränkungen.

Das umfangreichste Corona-Monitoring bekommen die Vereine der 1. Und 2. Bundesliga. Toll. Ist die Bundesliga systemrelevant? Scheinbar ja. Mit der Bevorzugung der Bundesliga begeht die deutsche Politik einen gesellschaftlichen Systemfehler. Am Anfang der Pandemie hatte die Politik theoretisch erkannt, dass die in Heimen wohnenden Alten und Kranken zu den von der Pandemie am meisten bedrohten Bevölkerungsgruppe gehören. Und was wurde getan, anfangs sehr wenig. Die Heimbewohner sind von anderen infiziert worden und gestorben. Wo blieben da im Vorfeld die Tests für das Personal und die besuchenden Angehörigen? Theoretische Erkenntnis und Praktisches Handeln liefen getrennt.
Zurück zur Deutschen Fußballliga. Warum hat die Politik nicht ein von den Vereinen, Städten und Ländern völlig abgekoppeltes unabhängiges Testsystem gefordert, ähnlich dem Dopingkontrollsystem. Die Probennahme ist der entscheidende Faktor! Der Testmanipulation ob nach positiv oder negativ ist, je nach Interessenlage, Tür und Tor geöffnet.

Und nun noch etwas Dresdner Lokalkolorit:
Der Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain hat sich über Dresden zum Klimabürgermeister nach Heidelberg gearbeitet. In einem Interview hat er geäußert, dass er „Nicht in Dresden verliebt war“ und die „Politische Stimmung in Dresden deutlich konservativer“ ist, als in Heidelberg. Recht hat er und das ist gut so. Ein Durchreisender kann die „Denke der Dresdner“ nicht erkennen. In Dresden ist gerade wegen der umfänglichen Zerstörung, die Sehnsucht nach geschichtlich-architektonischen Gebäuden als Leit- und Sehnsuchtsbauten (siehe u.a. Narrenhäusel) eben erhalten geblieben. Die meisten Neubauten überzeugen ja architektonisch auch nicht gerade oder? Zu seinen Verkehrs- und Klimaschutzbemerkungen will ich mich lieber nicht äußern. Nach meiner Meinung war er in Dresden überfordert, viel Glück in Heidelberg. Dort kommt er mit seiner Familie ja "emotional an", in Dresden eben nicht.