Bürgerlich

Polemik 2019-20 Wahl, Bürger, Schule
Die Sachsen-Wahl ist vorbei, Regierungsbildung ist angesagt. Diese wird nicht einfach. Die ca. 10%-Parteien, wie auch mancher Landtagsabgeordnete, sollten doch mal demütig auf die eigenen erzielten Wahlergebnisse schauen. Zu besten Biedenkopf-Zeiten hatte die CDU die Prozente, die jetzt in Summe CDU und AfD haben. M. Kretschmer hat mit 45% das beste Direktmandatsergebnis eingefahren. Sachsen steuert einem Dreier-Regierungsbündnis zu. Ich hoffe, dass das Regierungsprogramm nicht nur aus faulen Kompromissen zusammengesetzt wird.

Die MDR-Fernseh-Moderatorin Wiebke Binder hat ein mögliches Bündnis von CDU und AfD als „bürgerlich“ bezeichnet. Sicher dieses Bündnis war bei dieser Wahl von Kretschmer im Vorfeld ausgeschlossen worden. Für die Verwendung des Begriffs “bürgerlich” wurde die Moderatorin und der MDR am Folgetag zum Abschuss freigegeben. Es ist schon grotesk, plötzlich reklamieren alle Parteien die „Bürgerlichkeit“ für sich, die man der AfD aber abspricht. Das ehemalige parteipolitische Schimpfwort wird zum Ehrbegriff umgedeutet. Plötzlich will jeder ein „Bürger“ sein.
Erinnern wir uns doch, die Faschisten kämpften gegen den bürgerlichen Individualismus und den bürgerlichen Rechtsstaat. Die Kommunisten/Sozialisten schimpften gegen das “reaktionäre Bürgertum” und für die grün-roten Studentenbewegungen vor 50 Jahren war das Bürgertum eine Brutstätte des Nationalismus und die zu bekämpfende Wurzel des Kapitals.
Also für mich wurde die AfD von Bürgern gewählt, die Mitglieder sind auch Bürger, also ist sie derzeit eine bürgerliche Partei.
Gerade die SPD sollte den Ball mal flach halten. Was wurde nicht der SED-PDS und dann den Linken unterstellt, bis hin niemals eine Koalition mit denen einzugehen. Inzwischen koaliert man schon in drei Ländern mit den Linken und Rot-Rot-Grün im Bund ist auch nicht mehr so fern, sollte sich eine Gelegenheit ergeben.
Bleibt die AfD eine bürgerliche Partei und mutiert nicht zu einer faschistoiden Partei ist Herr Kretschmer noch jung genug, um einst vielleicht doch eine Koalition mit dieser Partei in Betracht zu ziehen.

Den jungen Friday-For-Future – Enthusiasten sollte man verzeihen, wenn die Bedingung gestellt wird, dass Windräder ohne Einschränkungen aufgestellt werden sollten. Aber die Begründung ist sehr stichhaltig: Mehr Insekten und Vögel werden durch Häuserwände getötet, viel weniger also durch Windräder. Warum wurden dann die Kernkraftwerke abgeschaltet, die haben doch weniger Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer getötet, als eben der Straßenverkehr selbst. Ja, ja begründen lässt sich alles!

Vergleicht man Teile des Schulsystems der DDR mit dem im gegenwärtigen Deutschland in der gesellschaftlichen Entwicklung, dann war das Thema in der DDR „Aus jedem Schüler das zu machen, wozu er fähig ist, jeder wurde ja gebraucht nach seinen Fähigkeiten, auch den politischen“. Heute wird das Motto vorgegaukelt „Jeder kann alles werden“. Manche glauben sogar daran.
Das Schulsystem wird von den Bundesländern getragen und dieses ist in seiner krampfhaften Vielfältigkeit für Eltern und Schüler viel zu undurchsichtig und nicht mehr vergleichbar. Jeder soll auf das Gymnasium, damit er eben "Alles werden kann" und das führt zum erhöhten Verschleiß von Lehrern und Schülern.
Alle wissen es, aber geändert wird nichts.