Substitution

Polemik 08-2021: Schwarzfahren, Anrede, Politik

Der Stadtrat von Charlottesville, USA hatte 2016 den Abbau der Statue von Robert E. Lee, der die Konföderierten im Bürgerkrieg der Südstaaten gegen die Nordstaaten führte, beschlossen. In diesen Tagen geschah das nun. Die Südstaaten wehrten sich damals gegen die Abschaffung der Sklaverei und auch gegen mehr Rechte für Schwarze Bürger. So geht Korrektur von Geschichte ohne dass Geschichte korrigiert werden kann. Mit ähnlichen Maßstäben müssten in Deutschland einige Denkmale abgebaut und andere, nach der Wende im Osten Deutschlands geschliffene, wieder errichtet werden.

In Bundesdeutschland wird Rassismus in voreilendem Gehorsam sogar dort bekämpft, wo es ihn nicht gibt. Jetzt entdeckten Saubermänner und Sauberfrauen in den Verwaltungen des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin, München und Nürnberg, dass der Begriff des „Schwarzfahrens“ rassistische Assoziationen hervorrufen könnte. Deshalb darf dieser Begriff nicht mehr benutzt werden, obwohl allen polit-historischen Recherchen sagen, dass dieser Begriff nichts mit der Hautfarbe eines Menschen zu tun hat. Und noch ein Beispiel von sprachlicher Umerziehung.
Die Lufthansa, die ja derzeit mit dem Pleitegeier und nicht mit dem Kranich fliegt, ersetzt die klassische Anrede “Sehr geehrte Damen und Herren” durch die Anreden “Guten Tag", "Guten Abend", "Herzlich Willkommen an Bord”, weil in der Ansprache “Alle” berücksichtigt werden sollen.
Wann geschieht das Gleiche im behördlichen Briefverkehr? Eine Minderheit beherrscht die Mehrheit. Das kenne ich noch aus der miterlebten Geschichte und nenne es “Alibi-Demokratie”.

Nord Stream 2 ist immer noch ein politisches Dauerthema. Die Russen beeilen sich, die Trasse noch vor der Bundestagswahl fertig zu stellen. Und die Ukraine (Transgas-Pipeline) und Polen (Jamal-Pipeline), die zwar zurzeit Russland zum Erzfeind erkoren haben, wollen nicht auf die Durchleitungsgebühren für russisches Erdgas in Milliardenhöhe verzichten und kämpfen deshalb vehement gegen die Nord Stream Leitung. Geld nimmt man auch vom Feind. Auch so eine geschichtliche Wahrheit, die eben auch heute gilt.

Ein langjähriger deutscher Medienvertreter in Moskau kommt am Ende seiner Dienstzeit zu sehr realistischen Erkenntnissen, was so das Verhalten der deutschen Politik gegenüber Russland betrifft. “Deutsche Politik sollte es unterlassen, ständig als Erzieher aufzutreten. Wir werden eine Atommacht nicht erziehen können. Außerdem sollten wir respektieren, dass andere Länder andere Kulturen, andere Geschichten und eine andere Perspektive haben. Aus Moskau sieht die Welt nun mal anders aus als aus Köln…”
Dem ist nichts hinzuzufügen!